Umsetzung der Museumsstrategie und Blick in die Zukunft

Bildung und Vermittlung ist eine Abteilung von dreien im Deutschen Technikmuseum. Anders als in vielen anderen Häusern, ist Bildung damit zentral in der Leitung vertreten. Das Organigramm trägt so der gestiegenen Bedeutung von Bildung und Vermittlung für die Attraktivität, nachhaltige Besuchendenbindung, die Erfüllung des kulturpolitischen Auftrags und damit dem Erfolg musealer Arbeit Rechnung.
In den Bereichen Bildung und Kita/Schule, Bildung und Familie und Outreach und Diversity sind 18 Personen (14,7 FTE) beschäftigt.1 Diese verantworteten im Jahr 2023 circa 2400 Programme und haben damit rund 46.500 Besuchende erreicht. Dazu kommen noch circa 3000 bis 4000 Vorführungen pro Jahr.
Wie fast alle Museen arbeiten auch wir mit einem großen Stamm von circa 30 freien Mitarbeitenden. Diese werden über den Museumsdienst der Kulturprojekte Berlin GmbH disponiert. Der Museumsdienst übernimmt über sein Call Center auch die Anfragen und Buchungen unserer Kund*innen. Für die Buchung unserer mit eigenem Personal durchgeführten Angebote nutzen wir seit 2024 unseren eigenen Online-Shop.
Einen Großteil unseres Programms konzipieren und organisieren die Bereiche Bildung und Kita/Schule sowie Bildung und Familie: Buchbare und öffentliche Führungen und Workshops, Kindergeburtstage und Vorführungen decken eine große Bandbreite an Themen ab und sind methodisch äußerst vielfältig. Ferienprogramme, verschiedene Veranstaltungen und Fortbildungen für Fach- und Lehrkräfte gehören genauso zum Repertoire wie Angebote zur eigenen Erkundung (GPS-Rallye, Mitmachhefte, Quiz-App, Mitmachinseln). Außerdem co-kuratiert das Bildungsteam als Teil der Projektteams von Beginn an die regelmäßig wechselnden Sonderausstellungen und entwickelt und organisiert die dazu gehörenden Bildungsprogramme. Für verschiedene Angebote arbeiten wir mit Kooperationspartner*innen zusammen, wie beispielsweise der BMW Group oder dem Alfred-Wegener-Institut (AWI).
Der Bereich Outreach und Diversity arbeitet besonders stark bereichsübergreifend und entwickelt mit den anderen Bereichen des Bildungsteams, den Kurator*innen oder mit Kommunikation und Marketing Strategien zum Abbau von Ausschlüssen. Die Zusammenarbeit mit Communities (wie beispielsweise mit verschiedenen Reparatur-Initiativen, der Dekoloniale, der Kunstwerkstatt der Lebenshilfe oder dem Textilhafen der Berliner Stadtmission) ist wesentlicher Bestandteil der Aufgabe. Darüber hinaus nimmt Outreach und Diversity die gesamte Organisation in den Blick und wirkt in unterschiedlichen Formaten (Workathon, Workshops und Fortbildungen, Exkursionen) an einer diskriminierungssensiblen Weiterentwicklung der Stiftung mit.
Bildung und Outreach ist – unserem Sammlungsprofil folgend – inhaltlich breit aufgestellt und bietet mit einem reichhaltigen Portfolio für nahezu alle Ausstellungen und Bedürfnisse Programme an. Entsprechend unserer Museumsstrategie schlägt unser Herz besonders für Nachhaltigkeit und globale Gerechtigkeit und liegt unser Fokus auf unseren Hauptzielgruppen, den Kitas und Schulklassen sowie den familiären Kleingruppen.
Besondere Stärken der Bildung im Deutschen Technikmuseum sind die zahlreichen Vorführungen, die täglich die Ausstellungen beleben, unsere vielen öffentlichen Programme für Familien sowie unsere Angebote und langjährige Expertise im Bereich der Inklusion.
Selbstverständnis und Prinzipien der Bildungsarbeit
Museumspädagogik hat zwei Bezugspunkte: Das Objekt und die Besuchenden (ebenso wie die noch Nicht-Besuchenden). Ersteres gibt die Inhalte und Themen der Auseinandersetzung vor. Letzteres die Perspektiven der Annäherung: die Bedürfnisse, Interessen und vielfältigen Sichtweisen des (potentiellen) Publikums. Bildung und Outreach versteht sich als Anwältin für die Besuchenden, arbeitet mit ihnen und schafft Räume für kulturelle Teilhabe. Folgerichtig setzen wir uns intensiv mit Inklusion, Diversität und Partizipation auseinander.
Die Zugänge der Museumspädagogik zum Objekt sind daher oft subjektiv, multiperspektivisch und assoziativ. Wir suchen stets einen Gegenwarts- und Lebensweltbezug und verknüpfen Fragen aus dem Alltag der Besuchenden mit dem Objekt. Kontroversen, gesellschaftliche Problematiken und aktuelle Herausforderungen sind wesentliche Aspekte der Bildungsarbeit.2

Im Sinne der Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) vermitteln wir Kompetenzen zum Verständnis der Gegenwart und zur verantwortungsbewussten Mitgestaltung unserer zunehmend technikbasierten Gesellschaft und Umwelt. Wir fördern die kritische Auseinandersetzung mit Technik und Technikfolgen, Umwelt und Klima, Konsum und Gerechtigkeit und regen an, die Zukunft verantwortlich und aktiv mitzugestalten.
Grundlegende Prinzipien der Bildungsarbeit sind die selbsttätige Auseinandersetzung, Interaktivität, das informelle und interessengeleitete Lernen und die Teilhabeförderung. „Lernziele“ beziehen sich neben Wissen und Verständnis auch auf Kompetenzen und Fertigkeiten, Einstellungen und Werte, Freude und Kreativität, Verhalten und persönliche Entwicklung.
Markenpositionierung Bildung und Outreach
Entsprechend unseres Selbstverständnisses und abgeleitet aus dem Auftrag für die Abteilung Bildung und Vermittlung aus der Museumsstrategie, haben wir folgende Markenpositionierung erarbeitet:
Unser Programm ist relevant, unsere Methoden sind zeitgemäß: Die Themen unserer Programme orientieren sich an den Nachhaltigkeitszielen (SDGs) und aktuellen gesellschaftlichen Diskussionen. Wir stärken Kompetenzen und nachhaltiges Lernen. Ko-Konstruktion und forschendes Lernen sind wichtige pädagogische Ansätze für uns.
Wir orientieren uns an den Bedürfnissen der Besuchenden: Unsere Vermittlungsformate orientieren sich an unseren Zielgruppen. Wir respektieren die Bedürfnisse unserer Besuchenden und setzen uns aktiv für sie ein.
Wir sind ein diversitätsorientiertes Team: Wir stärken eine diversitätsorientierte Haltung im Team und bei den freien Referent*innen. Wir stehen für ein diskriminierungsfreies Miteinander ein.
Wir arbeiten im Dialog: Wir sind offen für Impulse von innen und von außen. Wir stehen im Austausch mit der Zivilgesellschaft und anderen Institutionen. Wir gehen besonders bei demokratiefeindlichen und kritischen Themen in den Dialog.
Museumsstrategie und Bildung: Stärken stärken
Die kritische Auseinandersetzung, Bezüge zur Gegenwart und Zukunft, ergebnisoffene Diskussion und spielerisches Erleben, wie sie in der Museumsstrategie des Deutschen Technikmuseums als Teil des Kerngeschäfts beschrieben werden, sind zentrale Anliegen der Arbeit von Bildung und Outreach. Als „Anwält*innen der Besuchenden“ wirken wir darüber hinaus aktiv daran mit, das Museum noch stärker als guten Gastgeber aufzustellen. Das gilt insbesondere mit Blick auf unsere Hauptzielgruppen, die familiären Kleingruppen sowie Kitakinder und Schüler*innen. Wir arbeiten daran mit, Ausschlüsse abzubauen, indem wir Inklusion, Diversität und Teilhabe stärken sowie museumsfernes Publikum gezielt ansprechen. Um uns in Bezug auf die Strategie noch besser aufzustellen arbeiten wir seit 2021 konsequent an folgenden Zielen: a) Zielgruppen im Fokus, b) Das Museum öffnen, c) Ausstellungen beleben, d) Sonderausstellung co-kuratieren, e) Vorführungen stärken, f) Angebote überprüfen.
a) Zielgruppen im Fokus
„Die erfolgversprechendsten Zielgruppen für das Deutsche Technikmuseum sind familiäre Kleingruppen, Schülerinnen und Schüler sowie Kindergartenkinder. Zukünftig soll sich der Schwerpunkt der Aktivitäten auf diese Zielgruppen und deren drängendste Probleme ausrichten. Dazu wird in einem ersten Schritt eine kritische Bestandsanalyse des derzeitigen Angebotes stehen (…).“3
2022 wurden die sammlungs- und ausstellungsbezogenen Bildungsbereiche personell neu zugeschnitten und strukturell auf unsere Hauptzielgruppen ausgerichtet. Alle drei Bereiche arbeiten eng zusammen, wechseln sich in der Co-Kuration der Sonderausstellung ab und fokussieren sich auf jeweils ein Querschnittthema: Bildung und Kita/Schule mit dem Junior Campus liefert Expertise und Impulse im Bereich Digitale Vermittlung. Bildung und Familie mit dem Team Vorführungen kümmert sich um unsere Sonderveranstaltungen, wie Lange Nacht der Museen oder den Kinderkulturmonat. Outreach und Diversity, nimmt vor allem ein museumsfernes Publikum in den Blick und ist Expertin für Inklusion und Partizipation.

Durch die neue Ausrichtung werden die Bereiche – bei gleichbleibender Anzahl an Personal – den aus der Strategie erwachsenen Anforderungen und dem größeren Arbeitsanfall besser gerecht und arbeiten sehr effektiv für die jeweilige Zielgruppe: Unsere Buchungszahlen sind gestiegen und mit unseren öffentlichen Angeboten erreichen wir mehr Teilnehmende, obwohl wir die Anzahl an Angeboten zur Kostensenkung reduziert haben.
Programme Bildung und Outreach 2014 – 2019 – 20234


In Zukunft – wollen wir neue (Unter-) Zielgruppen für uns gewinnen und arbeiten derzeit zusammen mit der IHK an Konzepten für Berufsschüler*innen bzw. Schüler*innen in der Berufsorientierung. Lehrkräfte haben wir in 2024 erfolgreich mit unseren Studien- und Fachtagen angesprochen. Als nächstes widmen wir uns gezielt den pädagogischen Fachkräften aus Kitas. Outreach und Diversity wird – ähnlich wie beispielsweise die Textil AG aus dem Möckernkiez oder das Repaircafé Kunst-Stoffe-Berlin — verschiedene Communities aus dem Kiez einladen, unsere Räume und Reichweite zu nutzen und zusammen mit uns Programme für Museumsbesucher*innen anzubieten.
b) Das Museum öffnen
„Wir wertschätzen Unterschiede und arbeiten aktiv an der Beseitigung von Ausschlüssen. (…) Wir wollen dazu neue Pfade beschreiten, die wir bisher nicht beachtet haben.“5
„Uns ist es ein wichtiges Anliegen, Demokratie und globale Gerechtigkeit zu fördern und Raum zu bieten für zivilgesellschaftlichen Diskurs. Dazu wollen wir zukünftig den intensiven Austausch mit zivil-gesellschaftlichen Gruppen suchen, verstärkt partizipative Angebote entwickeln und Diskussionsveranstaltungen mit diversen Teilnehmenden anbieten.“6
Bildung im Deutschen Technikmuseum ist bereits seit den 1990er Jahren eine starke Stimme für Inklusion in der deutschen Museumslandschaft mit hervorragender Expertise in Barrierefreiheit und der Arbeit mit und für Menschen mit Behinderung. Diese beispielgebende Tätigkeit wollen wir auch zukünftig fortsetzen und im Sinne der Museumsstrategie unseren Blick auf die Beseitigung von Ausschlüssen erweitern:
Mit der Kuratorin für Outreach wurde eine Stelle geschaffen, deren Aufgabe es ist, die Gesamtorganisation in dieser Hinsicht zu unterstützen und das Museum für neues Publikum zu öffnen. Die Repräsentation und Teilhabe von Menschen mit Diskriminierungserfahrung, das Ermöglichen verschiedener niedrigschwelliger Zugänge, die Entwicklung einer diskriminierungskritischen Perspektive auf Sammlung und Ausstellungen und die diversitätsorientierte Organisationsentwicklung sind Bereiche, in denen Outreach und Diversity mitarbeitet. Damit das gelingt, müssen wir uns selbst in den Blick nehmen und kritisch reflektieren. In verschiedenen internen Formaten bietet Outreach und Diversity deshalb Fortbildungen, Exkursionen, Beratung und Impulse für die Arbeit aller Kolleg*innen im Deutschen Technikmuseum an. Auch im Team streben wir mehr Diversität an: Die Abteilung Bildung und Vermittlung beschäftigt im FSJ Inklusion nun schon im dritten Jahr junge Menschen mit Behinderung oder Diskriminierungserfahrung. Das erweitert unsere Bandbreite als Team und lehrt uns als Arbeitgeber in der immer inklusiveren Ausgestaltung von Arbeitsplätzen.
Mit dem Museumssonntag feierte das Deutsche Technikmuseum ein besonderes Erfolgsmodell. Insbesondere in den Sommermonaten haben verschiedene Akteure für ein unterhaltungsorientiertes, niedrigschwelliges Programm gesorgt. „Wir machen uns locker“ war unser Motto, um neue Wege auszuprobieren und zu vermitteln, dass Museum vor allem Spaß macht. Seit Bestehen des Museumssonntags war das Deutsche Technikmuseum stets eines der am meisten besuchten Museen.

Über neue Formate versuchen wir Nicht-Besucher*innen zu erreichen und Plattform für diverse Stimmen zu werden. Als Beispiel sei hier die Junior-Konferenz genannt, bei der sich Schüler*innen mit Expert*innen aus Verwaltung und Wirtschaft sowie Aktivist*innen zum Thema Mobilität der Zukunft austauschen. Auch das gemeinsam mit der Kuratorin für Handwerk und Produktion entwickelte Projekt Changing Room, das in der Ausstellung Textiltechnik zusammen mit dem Textilhafen der Berliner Stadtmission über Kleiderspenden, deren Verwertung und die Menschen im Hintergrund aufklärt und informiert, gehört dazu.

In Zukunft – wollen wir mit bekannten Zielgruppen neue Wege gehen: Für das Angebot „Deutsch erleben im Museum“ sind wir eine zwar naheliegende aber dennoch ungewöhnliche Kooperation mit der VHS Berlin eingegangen und bieten ein Programm für Integrations- und Elternkurse an. Perspektivisch wollen wir aus diesen von uns ausgebildeten Lehrkräften oder aber auch aus dem Kreis der Schüler*innen freie Mitarbeitende gewinnen, die das Angebot dann auch auf Honorarbasis anbieten. Mit dem Projekt „FLINTA*s und Technik“ nehmen wir Frauen und Technik neu in den Blick: Weg von der Lesart, dass Frauengeschichten in technischen Museen „zusätzlich“ eingeschrieben werden müssen. Hin zum Museum als Ort der Repräsentation und des Empowerments für FLINTA*s.
c) Ausstellungen beleben
„Damit ein Museumsbesuch für alle Beteiligten gelingen kann, müssen der äußere Rahmen und die Inhalte stimmen. Besondere Bedeutung kommt den Gelingfaktoren Ausstellungen, Exponate und Erlebnis zu.“7
„Emotionale Erfahrungen, narrative Vermittlung und sinnliche Inszenierungen sind der Schlüssel für einen erlebnisreichen Besuch. Solche Momente werden wir langfristig in die Dauerausstellung integrieren: Durch die Schaffung von punktuellen Attraktionen und die Einrichtung von Spielbereichen (. Mittelfristig beschäftigen wir uns mit dem Ausbau von Mitmachinseln (…).“8
„Bei uns ist immer was los“ – ist schon seit vielen Jahren das Motto für die Planung unserer öffentlichen, familiengerechten Angebote. Insbesondere an Wochenenden, Feiertagen und in den Ferien machen wir ordentlich Programm. Mit zwei großen Bildungsräumen sind wir dafür eigentlich gut ausgestattet. Um – entsprechend der Museumsstrategie — die Ausstellungen noch stärker zu beleben, gehen wir darüber hinaus aus den Räumen raus direkt in die Ausstellung. Das ist einladend, niedrigschwellig und bietet mehr Möglichkeiten, sich auf die Objekte zu beziehen. Während wir mit der Mitmachinsel Schiff noch eine Art kleinen Bildungsraum ausgebaut haben, sind wir mit den „Pop-up Mitmachbereichen“ Textil und Fahrrad deutlich einfacher geworden. Wir reagieren damit flexibel auf die Inhalte und sind sichtbarer in der Ausstellung.
Ähnliches gilt für den Museumspark: Im eigens gestalteten, bunten Schiffscontainer sind Materialien, Tische und Bänke untergebracht, mit denen wir im Sommer eine von Bäumen beschattete Freiluft-Mitmachinsel bestücken. Seit 2024 ist der Ort auch mit einer wassergebundenen Wegedecke versehen, so dass weder Staub noch Schlamm den Zugang behindern. Zusammen mit den ebenfalls von der Abteilung Bildung und Vermittlung implementierten ungewöhnlichen Kinderfahrzeugen, den bunten Picknickinseln, den Spielgeräten, der mit einem Sonnensegel geschützten Tischgruppe und den gemütlichen Waldsofas wurde die Attraktivität des Parks deutlich gesteigert und bietet unseren Besucher*innen von Frühjahr bis Herbst eine Oase mitten in der Großstadt. Während der Saison beteiligen sich alle Bereiche der Abteilung Bildung und Vermittlung mit Familienführungen, Schulklassenworkshops, unserer großen Wissenschaftsshow auf der Bühne oder dem jährlichen Fahrradtag am Programm im Park.

Mitten in der Ausstellung mit Kindern und zum Teil Gruppen zu arbeiten, ist aufgrund von Lärm und ablenkenden Reizen eine große Herausforderung. Das positive Feedback und die gestiegenen Teilnehmendenzahlen beweisen jedoch den Erfolg. Die Mitmachinseln bleiben daher wichtiger Teil der Arbeit von Bildung und Vermittlung und waren auch in allen Sonderausstellungen der letzten drei Jahre zentrale Aspekte der Ausstellungskonzeption.
In Zukunft – wollen wir die Mitmachwerkstatt aus der Sonderausstellung „Reparieren“ verstetigen und dafür einen dauerhaften Ort schaffen. In der ehemaligen Ausstellung zur Kofferproduktion wird 2025 das neue TechLab einziehen, wo wir über das Reparieren von Alltagsgegenständen oder das Upcycling von Fahrradschläuchen hinaus beispielsweise den Umgang mit 3D-Drucker und Lasercutter vermitteln. Auch das erfolgreiche Format des Repaircafés soll dort einziehen und findet weiterhin monatlich statt.
d) Sonderausstellungen co-kuratieren
„In unserem Ausstellungsprogramm werden wir zukünftig Themen behandeln, die für die Zielgruppe relevant sind und Antworten auf die Frage geben: »Was hat das mit mir zu tun?« Dabei rücken wir aktuelle, gesellschaftliche Aspekte in den Fokus, was an den momentan geplanten Sonderausstellungen bereits ablesbar ist.“9
Bildung und Vermittlung ist integraler und aktiver Bestandteil jedes Sonderausstellungsteams – und zwar bereits von der Ideenfindung an. Als Co-Kurator*innen arbeiten die Kolleg*innen der Bildung gleichberechtigt im Kernteam an Ausstellungskonzept, Drehbuch und der Auswahl der Exponate, der Erarbeitung der Kernaussagen, der Entwicklung der Zielgruppen sowie der Ausschreibung und Auswahl der Gestaltungsbüros. Kern der Arbeit der Bildung in der Konzeptionsphase sind die Erstellung des Vermittlungskonzepts und der zielgruppengerechten Textstandards sowie die Konzeption der Hands-on und Mitmachstationen.

Während der Ausführungsphase der Ausstellung stößt eine Museumspädagogin zum Team dazu, die in enger Zusammenarbeit die Begleitmaterialien und das Begleitprogramm konzipiert, ausarbeitet und implementiert. Sie betreut während der gesamten Laufzeit der Ausstellung alle museumspädagogischen Veranstaltungen und Workshops, die freien Referent*innen sowie die Fortbildungen für Multiplikator*innen.
In Zukunft – wollen wir zusammen mit den Kurator*innen die Dauerausstellungen stärker in den Blick nehmen. Was uns mit den Sonderausstellungen schon sehr gut gelingt, nämlich „Antworten auf die Frage (zu) geben: »Was hat das mit mir zu tun?«“ und aktuelle, gesellschaftliche Aspekte, insbesondere Fragen der Nachhaltigkeit, in den Fokus zu rücken, fehlt uns teilweise in den technik- und kulturgeschichtlich ausgerichteten übrigen Ausstellungen, die größere Entwicklungsbögen darstellen müssen. Hier sind anschlussfähige Erzählungen und Objekte gefragt, die unserer Museumsstrategie stärker entsprechen.
e) Vorführungen stärken
„Im Bereich Ausstellungen wäre kurzfristig umsetzbar: mehr Vorführungen anbieten und diese im Haus sichtbarer kommunizieren.“10
Die zahlreichen Vorführungen im gesamten Museum sind eine unserer ganz großen Stärken. Sie sind wichtiger Teil des Museumserlebnisses und besonders attraktiv für Familien. Vorführer*innen zeigen, erklären, wecken Interesse, gehen in den Dialog mit den verschiedenen Besuchenden und bieten Workshops an.
Um dieses Angebot sichtbarer zu kommunizieren, stellen wir die Vorführer*innen als Ansprechpartner*innen und Expert*innen vor Ort in den Vordergrund. Für alle Vorführungen gibt es seit diesem Jahr Videos, in denen sie sich selbst und ihre Arbeit präsentieren.
Außerdem haben wir auch in diesem Bereich umstrukturiert: freigewordene Stellen wurden in Teilzeit besetzt und die Vorführer*innen arbeiten jetzt nicht mehr nur in einzelnen Ausstellungen, sondern verstärkt themenorientiert entweder zu Kommunikation, Energie, Mobilität oder Produktion. Außerdem bilden wir „Wissensspeicher“: Vorführungen werden von den Vorführer*innen selbständig dokumentiert und das dazu gehörige Wissen an Kolleg*innen weitergegeben. Durch diese Maßnahmen haben wir – bei gleicher Stellenabdeckung — mehr „Köpfe“, die inhaltlich flexibler einsetzbar sind und größere Teile unserer 28.000 Quadratmeter Ausstellungsfläche bespielen.
Mit viel Kreativität und Engagement haben die Vorführer*innen auch Möglichkeiten entwickelt, sich mit ihrem Angebot an Veranstaltungen zu beteiligen, Drop-In Angebote im Ferienprogramm zu realisieren (statt Workshops mit festem Ablauf für Schulklassen) oder die Begleitprogramme unserer Sonderausstellungen zu unterstützen. Neben den klassischen Objektpräsentationen an festen Orten, können beispielsweise Mitmachangebote zu verschiedenen Handwerkstechniken nun auch an anderen Orten des Museums gezeigt werden: Papierschöpfen zur Langen Nacht der Museen in der Ladestraße oder Pflanzendruck im Museumspark sind zwei bei Besuchenden beliebte Beispiele.
Durch diese Maßnahmen haben die Vorführer*innen mehr Möglichkeit, sich einzubringen und auf das Ergebnis ihrer Arbeit einzuwirken, ihre Tätigkeit ist abwechslungsreicher geworden und sie erfahren eine größere Wertschätzung.
In Zukunft – wollen wir die Videos zu den Vorführer*innen nicht nur über unsere Social Media-Kanäle laufen lassen, sondern als Teil des Leitsystems vor allem auch über im Haus verteilte Bildschirme zeigen. Die in 2025 zu eröffnende Mitmachwerkstatt wird ebenfalls aus dem Kreis der Vorführer*innen betreut werden und noch einmal ganz neue Möglichkeiten bieten, Produktionstechniken, Werkzeuge und Objekte zu vermitteln.
f) Angebote überprüfen
„Wir sind eine Plattform für die kritische Auseinandersetzung mit Technik, ihrer Geschichte, Gegenwart und Zukunft. Wir sind darüber hinaus ein Ort, an dem Technik gemeinsam und spielerisch erlebt, ausprobiert, verstanden und diskutiert werden kann.“11
Die Überprüfung unseres Programms ergibt sich zwingend aus der Gesamtstrategie: Sind unsere Angebote zielgruppengerecht? Erfüllen sie die Bedürfnisse der Zielgruppen? Geben sie Antworten auf die kritischen Fragen unserer Zeit? Sind sie generationenübergreifend? Entsprechen sie unserer Strategie und unseren Werten? Erfüllen sie methodisch unsere Ansprüche? Aber auch: Wo sind wir erfolgreich?
Wir haben aus dem Programm genommen, was unseren Ansprüchen nicht mehr genügt, von den Besuchenden nicht gut angenommen wird oder schlicht zu aufwendig und zu ressourcenintensiv ist. Wir haben umstrukturiert und Lücken entdeckt, die wir zukünftig füllen wollen. Die Überarbeitung ist zeitintensiv und wird uns noch lange beschäftigen.
In Zukunft – wollen wir daher die Überarbeitung unseres bestehenden Programms gemäß der Museumsstrategie mit Nachdruck verfolgen. Außerdem haben wir im Prozess festgestellt, dass wir für neue Themen und Fragestellungen, für die Anregung kritischer Auseinandersetzung und innovative Vermittlungsmethoden in der Zusammenarbeit mit freien Referent*innen an unsere Grenzen kommen. In Ausstellungen wie „Dünnes Eis. Komm mit auf Klimaexpedition!“ vermittelten wir hochkomplexe Themen und diskutierten werteorientiert über Nachhaltigkeit. Bei „Reparieren! Verwenden statt verschwenden“ standen in unseren Workshops oft konkrete handwerkliche Techniken im Fokus. Für Sonderausstellungen ist darüber hinaus eine kurze Einarbeitungszeit unumgänglich. In 2025 wollen wir daher eine Qualitätsoffensive starten und Konzepte entwickeln, wie wir diese Hürden zusammen mit unseren freiberuflich arbeitenden Kolleg*innen besser meistern können.
In Zukunft
So sehr strategische und ressourcenorientierte Überlegungen in den letzten Jahren auch im Fokus standen, so stark ist das Team jedoch auch darin, Dinge einfach mal auszuprobieren und Gelegenheiten beim Schopf zu ergreifen: Die Reihe „Meet the Scientist/Meet the Activist“ (familiengerechte Publikumsgespräche mit Wissenschaftler*innen der MOSAiC-Polar-Expedition und Klimaktivist*innen) war beispielsweise eine relativ spontan entstandene Idee, die sich aus der hervorragenden Zusammenarbeit mit dem Alfred-Wegener-Institut ergab und nun verstetigt werden soll. Mit andere Formaten wollen wir ähnlich umgehen.
In Zukunft – wollen wir daher – unsere Zielgruppen fest im Blick – weiterhin einfach mal machen, locker bleiben, behalten, was gut klappt und ohne Bedauern verwerfen, wo wir scheitern.
- Zur Abteilung Bildung und Vermittlung gehören neben den in diesem Paper vorrangig behandelten, eher ausstellungs- und sammlungsorientiert arbeitenden Bildungsbereichen auch noch das Science Center Spectrum und das kids.digilab.berlin, die beide in der MINT-Bildung aktiv sind. Die gesamte Abteilung verantwortete 2023 circa 3250 Programme an denen 66.500 Besuchende teilgenommen haben. Im Folgenden bezeichnet „Bildung und Outreach“ die Bereiche Bildung und Familie, Bildung und Kita/Schule sowie Outreach und Diversity. ↩︎
- Zur Frage „Was ist Museumspädagogik?“ s. bspw. https://www.kubi-online.de/artikel/was-museumspaedagogik-bildung-vermittlung-museen ↩︎
- Stiftung Deutsches Technikmuseum Berlin (Hg.): Unsere Strategie [künftig zitiert: Unsere Strategie]. 2021, S. 16. ↩︎
- Während die Anzahl der Buchungen erfreulich gestiegen ist, weisen die TN-Zahlen auf kleinere Gruppengrößen hin. Eventuell ist das noch mit Corona-Effekten zu erklären. Die TN-Zahlen der öffentlichen Angebote (Einzelbesuchende) sind hingegen gestiegen. Ein Hinweis dafür, dass die öffentlichen Angebote besser ausgelastet, attraktiver und bedarfsgenauer geworden sind. ↩︎
- Unsere Strategie, S.24. ↩︎
- Ebd., S. 36. ↩︎
- Ebd., S. 30. ↩︎
- Ebd., S. 32. ↩︎
- Ebd., S. 30. ↩︎
- Ebd., S. 27. ↩︎
- Ebd., S. 20. ↩︎